«Recycling-Fähigkeit ist auf dem Mond noch wichtiger als auf der Erde»

Sebastian Aristotelis, der Co-Gründer und Lead-Architekt der dänischen Firma SAGA Space Architects, hat sich der Mission verschrieben, Weltraumhabitate – also Wohn- und Arbeitsbereiche für Astronauten – zu bauen. Welche Rolle CLIMATEX-Stoffe dabei spielen und warum Zirkularität auf dem Mond so wichtig ist, erzählt der Däne im Interview.

CLIMATEX: Wo befindet sich dein neustes Projekt «FLEXHab» aktuell, und wie wird es genutzt?

Sebastian Aristotelis: Unser Habitat wurde vor wenigen Tagen am Europäischen Astronautenzentrum in Köln installiert. Es wird als realistisches Trainingsumfeld für Astronaut:innen genutzt, die sich auf Mondmissionen vorbereiten. Da wird unser FLEXHab nun für die nächsten 10 bis 20 Jahre bleiben, denn es wird auch zukünftig das realistischste Mond-Trainingshabitat Europas bleiben und kommende Astronautengenerationen vorbereiten.

Wie können wir uns dieses Training konkret vorstellen?

Das Habitat ist durch einen Gang direkt mit der weltweit grössten Mond-Simulationshalle verbunden, in der die Astronauten in einer staubigen, mondähnlichen Umgebung jeden Tag trainieren. Dabei verbringen sie sieben Tage am Stück ohne Sonnenlicht oder Frischluft, um realistische Missionsbedingungen zu erleben.

Ist «FLEXHab» denn auch für den Mond konzipiert?

Derzeit gibt es noch keine Habitate auf dem Mond. FLEXHab dient erstmal ausschliesslich als Trainingszentrum auf der Erde, um Astronauten optimal auf künftige Missionen vorzubereiten. In Zukunft könnten ähnliche Konzepte auf dem Mond umgesetzt werden.

 

«Die Materialien, mit denen Astronaut:innen täglich interagieren müssen von höchster Qualität und Nachhaltigkeit sein. CLIMATEX bietet genau das: langlebige, ästhetisch ansprechende und recycelbare Textilien.»


Sebastian Aristoteles, Co-Gründer & Lead Architekt von SAGA
Mit seinen Visionen für innovative Weltraum-Habitate hat es der Däne auf die «Forbes 30 under 30»-Liste geschafft.

 

Warum sind CLIMATEX-Stoffe so wichtig für das Projekt?

In den letzten sechs Jahren haben wir uns stets darauf vorbereitet, zukünftige Lebensräume für Menschen auf dem Mond zu entwickeln. Unsere Mission ist es, nachhaltige Habitate für Astronaut:innen zu bauen. Ein entscheidender Faktor hierbei ist die Innenraumgestaltung, da diese Habs extrem klein sind und die Materialien, mit denen Astronaut:innen täglich interagieren, von höchster Qualität und Nachhaltigkeit sein müssen. CLIMATEX bietet genau das: langlebige, ästhetisch ansprechende und recycelbare Textilien.

Warum sind Textilien ein entscheidender Faktor in Weltraumhabitaten?

Textilien sind entscheidend für den Komfort und die Funktionalität des Innenraums. Sie kommen an Wänden, Sitzen und anderen Berührungspunkten zum Einsatz. Die Materialien dürfen aufgrund des geschlossenen Luftsystems, in dem Luft recycelt wird, keine bis sehr wenige Schadstoffe ausdünsten, um eine Anreicherung toxischer Partikel in der Atemluft zu vermeiden. Eine Herausforderung, welche die Materialwahl – nicht nur im textilen Bereich – besonders wichtig macht.

Die Recylingfähigkeit muss gegeben sein, weil die Ressourcen auf dem Mond sehr begrenzt sind, und es deshalb essenziell ist, Materialien wiederverwenden zu können.

Sind das die besonderen Anforderungen, die ihr an die Eigenschaften der Materialien für den Weltraumeinsatz habt?

Genau. Langlebigkeit, weil Textilien extremen Bedingungen und starker Nutzung im Habitat standhalten müssen. Unsere ästhetischen Anforderungen für Farb- und Strukturvielfalt der Textilien basiert auf der kognitiven Stimulation der Astronauten, die wir unterstützen wollen. Und die Recylingfähigkeit muss gegeben sein, weil die Ressourcen auf dem Mond sehr begrenzt sind, und es deshalb essenziell ist, Materialien wiederverwenden zu können.

Sind denn alle Materialien in eurem Habitat recycelbar?

Nicht alle, aber viele. Beispielsweise verwenden wir recyceltes Polypropylen mit Holzfasern für die Decken, Kork ohne Bindemittel, das sich vollständig wiederverwerten lässt, und eine 3D-gedruckte Fassade, die recycelt werden kann, sobald die Beschichtung entfernt ist.

Das “FLEXHab” Habitat steht nun in Köln, direkt verbunden mit der Trainingshalle der Astronaut:innen.

Aktuell gibt es noch keine Habitate auf dem Mond, sprich, auch noch keine Recyclingmöglichkeit. Wieso ist das so wichtig?

Irgendwann in der Zukunft werden wir mehrere Habitate zusammen zu einer Art Dorf verbinden. Es wird dann kostengünstiger sein, einmal eine Recyclinganlage auf den Mond zu bringen, statt Materialien zurück zur Erde zu senden und dann wieder hoch.

Auf dem Mond stehen sie noch nicht, aber wo auf der Erde befinden sich eure Habitate?

In Grönland, unter Wasser und sogar eines in der Schweiz bei St.Gallen. Jedes dieser Projekte dient dazu, unterschiedliche Extreme und Herausforderungen zu erforschen, um Weltraummissionen realistischer zu simulieren.

saga.dk

 

Im gesamten Innenraum des “FLEXHab” spielen Textilien eine sehr wichtige Rolle.

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Zirkularität im Weltraum: CLIMATEX auf Mondmission